oder auf dem Holzweg und trotzdem richtig.

-> Reisefotos vom 42. Tag

Gemäss unserer neuen Planung ziehen wir heute weiter in der Hoffnung weiter nordwärts besseres Wetter anzutreffen. Der Abreisetag ist vielversprechend mit viel Sonne und nur gelegentlich ein paar Wolken. Daher entscheiden wir uns mal nicht den schnellsten Weg von A nach B zu fahren sondern auf der Scenic Route zu cruisen.

Die Queen Charlotte Scenic Route hält was sie verspricht. Schon nach den ersten paar Kurven entlang der Küste steigen wir hinauf auf eine Höhe, die uns herrliche Ausblicke auf den Sound erlaubt.

Am ersten Lookout machen wir einen Halt und spähen hinunter auf den Industriehafen von Picton. Dort wird gerade ein Spezialschiff von Deutschland gelöscht, das Maste und Propellerblätter moderner Windkraftwerke geladen hat. Man bekommt einen kleinen Eindruck wie gross diese Windräder überhaupt sind, wenn man die riesigen Schaufeln der Propeller sieht. WIndfarmen sind in Neuseeland neu am aufkommen. Obwohl kontravers diskutiert, machen sie im Hinblick auf die Zukunft sicher auch hier Sinn zur Diversifizierung der Stromproduktion.

Und noch was markantes fällt sofort ins Auge. Die grossen Stapel Holzstämme die für den Export bereitliegen. Neuseeland ist ein grosses Holzexportland und die Holzindustrie ist hier sehr fortgeschritten. Sie basiert auf der jahrzehntelangen Aufzucht von dedizierten Holzwäldern. In welch grossem Stil das betrieben wird sollten wir auf unserer Reise nach Richmond (bei Nelson) noch zu sehen bekommen.

Aber zuerst gabs Meer und Sonne. Die Sounds mit Ihren Hügelketten und Wäldern bis hinunter ans Wasser gaben zusammen mit dem Lichtspiel der Sonne einen malerischen Anblick. Das Wasser funkelte im Sonnenlicht wie Diamanten. Wir genossen die Vorfreude auf die geplante Wanderung auf dem Queen Charlotte Track, wenn schon von der Strasse aus so viel schönes zu sehen war.

Doch jedesmal wenn sich die Strasse landeinwärts drehte änderte sich das Bild. Der Regenwald verschwand und machte riesigen Tannenwäldern platz, denen man von weitem ansah, dass sie von Menschenhand gepflanzt sein mussten. Tanne um Tanne in Reih und Glied bis hinauf auf die Hügelkämme. Aber das bizarrste an diesem Anblick war nicht etwa das Ausmass dieser Waldflächen sondern, das zwischendurch ganze Berghänge kahl waren. Abgeernet, leer, manchmal noch reine Erde, manchmal schon wieder mit Gras bewachsen. Und teilweise sogar schon wieder vorbereitet für die nächste Generation Wald. Kleinste Bäumchen, eins ums andere, aufgreiht wie an einer Perlenschnur.

Als wir den Queen Charlotte Drive verliessen und noch mehr ins Land fuhren wurden die Spuren der Holzindustrie, die anmuteten wie Narben in der Landschaft immer besser sichtbar. Zuerst denkt man, wie rücksichtslos hier mit der Natur umgegangen wird. Erst wenn man erfährt was hier dahinter steckt, wie lange hier geplant werden muss, erkennt man den weitsichtigen Umgang mit der Umwelt, als natürliche Ressource. Man bedenke, dass ein Wald rund 30 Jahre braucht bis er gerodet und das Holz verwertet werden kann. Ein beachtliche Leistung, denn trotz der vielen Kahlschläge, sind immer noch viel mehr Wälder intakt und prägen die Landschaft.

Der einzige der auf dem Holzweg ist, ist derjenige der denkt, hier werde Raubbau betrieben. Oder wir die wir auf unserem Holzweg nach Nelson ein bisschen mehr über das Holz Neuseelands erfahren haben.