oder White Island: Ein Vulkan ganz nahe erleben
Man könnte meinen mit Tongariro, den Craters of the Moon, dem Waimangu Vulcanic Valley und der Gegend in und um Rotorua hätten wir schon alles bezüglich Vulkanen gesehen und das Thema wäre abgehackt. Aber weit gefehlt. White Island setzt das Ganze noch in eine andere Dimension, denn hier spaziert man wirklich direkt am Kraterrand eines aktiven Vulkans.
Schon die Überfahrt zur Vulkaninsel auf dem Boot wird zum Erlebnis, werden wir doch zeitweise von einem grossen Schwarm Delphinen begleitet. Schnell wird man von der Faszination dieser Tiere in den Bann geschlagen. Die eleganten Schwimmer flitzen nur so ums Boot herum und vollführen ihre Luftsprünge zur allgemeinen Begeisterung des Publikums.
Wir landen mit einem kleinen Schlauchboot in der Bucht von wo aus früher der abgebaute Schwefel ausgeschifft wurde. Heute zeugen nur noch Ruinen von dieser Zeit des Schwefelbergbaus. Vulkanausbrüche und die aggressive Luftzusammensetzung, sowie das teilweise rauhe Seewetter haben nicht viel übrig gelassen von den doppelstöckigen Gewinnungsanlagen. Einträglich war das Geschäft sowieso nicht, so dass hier schon lange kein Schwefel mehr abgebaut wurde.
Der Schwefel liegt überall in der Luft, doch im Gegensatz zu Rotorua ist es nicht der Geruch den man hier merkt sondern ein leichtes Kratzen im Hals. Das liegt an der unterschiedlichen Zusammensetzung der Schwefelgase.
Durch einen Erdrutsch während eines Ausbruchs ist die eine Seite des Kraters offen und so spazieren wir direkt hinein Richtung Kratersee. Wir sehen die gelben Spuren des Schwefels überall. Am eindrücklichsten an einer Seitenwand des Kraters. Hier werden grosse Wassermengen in Form von Wasserdampf wie in einem überdimensionierten Dampfkochtopf hinausgeblasen. Der Dampf kondensiert an der Wand und hinterlässt den Schwefel in kristalisierter Form, so dass die ganze Felswand in den unterschiedlichsten Gelbtönen in der Sonne leuchtet.
Der Krater ist gefüllt mit einem grossen kochenden Kratersee, dessen Wasser grünblau schimmert. Wie alles Wasser hier enthält auch dieses einen grossen Anteil gelöster Säure. Der See ist 90 Meter tief und wir stehen nur 2 Meter oberhalb auf der Kante. Beruhigend zu wissen, dass trotz der ständig gemessenen Aktivitäten, die der Vulkan an den Tag legt, ein Ausbruch nicht zu erwarten ist. Hier werden schon mal bis zu 300 kleinste bis kleine Erdbeben pro Tag gemessen, nichts was für hier nicht normal wäre. Die aktive Zone der Erdkruste hinterlässt hier ihre Spuren und Zeugnisse.
Nach einem kurzen Spaziergang durch die Kraterlandschaft kehren wir wieder zurück zum Boot und machen uns auf die Heimfahrt. Wer White Island nicht besucht ist selbst schuld und verpasst garantiert etwas.